#standwithdocumenta

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Kurator, Kunsthistoriker und Kunstdidaktiker Heiner Georgsdorf über die Rolle, die die documenta in seinem Leben spielt und wie er über die Planungen zum Eingriff auf die Kunstfreiheit denkt.

Die documenta hat mich ein Leben lang begleitet. Meine erste documenta war die erste documenta. Die Institution documenta prägte nicht nur mein Kunstverständnis. Sie hat auch mein demokratisches Weltverständnis beeinflusst, mein Verständnis von einer freien Kunst in einer freien Gesellschaft. Daher habe ich über viele Jahre etwas für selbstverständlich gehalten, was ich im Nachhinein fast als das größte Wunder der documenta bezeichnen möchte: dass nämlich die documenta über nahezu siebzig Jahre ihr jeweiliges künstlerisches Konzept ohne jegliche politische Einflussnahme umsetzen konnte. Eine Brasilienreise Mitte der Neunziger Jahre hat mir die Augen geöffnet. Ich habe damals mit einer Kuratorengruppe nicht nur die Biennale in Sao Paulo, sondern dort und in Rio auch Museen und andere Kunstinstitute besucht. Immer wenn wir die Verantwortlichen nach ihren Plänen fragten, war die Antwort: Ich bin erst seit der letzten Wahl in dieser Stelle und weiss nicht, ob ich nach der nächsten dann noch weitermachen darf! Unvorstellbar für mich, dass sich Arnold Bode, Harald Szeemann, Manfred Schneckenburger, Jan Hoet, Catherine David, Okwui Enwezor, Roger Buergel, Carolyn Christov-Bakargiev, Adam Szymczyk oder Ruangrupa auf einen Code of Conduct eingelassen hätten. 

2 Antworten

  1. Kunst mit einem Verhaltenscodex zu beschränken ist das Ende der Kunstfreiheit und damit das Ende der documenta. Es darf keine politische oder administrative Einflussnahme geben. Ein bisschen Kunstfreiheit gibt es nicht. Dass es ein enorme Herausforderung ist, eine documenta unter den Bedingungen der Kunstfreiheit zu realisieren, muss man wissen, wenn man sich darauf einlässt. Die documenta gibt es nicht ohne Risiko für die Verantwortlichen. Dass sie das Risiko unbedingt wert ist, hat mir meine Verantwortung als Geschäftsführerin der documenta 14 gezeigt. Ich wünsche den Verantwortlichen Mut und Kampfgeist für die uneingeschränkte Freiheit der Kunst. Nur so hat die documenta eine Zukunft.

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